Interkorporatives Leben
Wie sich Wingolfiten im intercorporativen Rahmen zu verhalten haben, regelt der Comment des Leipziger Wingolfs (CoLW).
Stellt sich ein Wingolfit anderen Wingolfiten vor, so nennt er Vorname, Name, Stadt und Rezeptionsjahr. Bei mehreren Bändern die Städte mit Rezeptionsjahr beginnend mit dem Erstband.
Gegenüber Farbenbrüdern und -schwestern ist es üblich sich beispielsweise mit „[Nachname], Leipziger Wingolf“ vorzustellen. In Leipzig gilt der Siezcomment, sodass grundsätzlich alle Korporierten zunächst gesiezt werden, bis das „Du“ vereinbart wird. Ausnahme ist die K.D.S.t.V. Germania zu Leipzig im CV. Mit dieser Verbindung besteht ein Freundschaftsverhältnis aufgrund des gemeinsamen christlichen Fundaments und ein Duzabkommen zwischen den Aktivitates.
Für die verschiedenen Verbindungstypen gibt es mehrere Besonderheiten.
Das Fechten
Das studentische Fechten ist eine alte Tradition, die heute noch von vielen Verbindungen gepflegt wird. Zum Fechten selbst gibt es die unterschiedlichsten Einstellungen:
- Pflichtschlagend bedeutet, dass der Bund von jedem Mitglied das Schlagen einer bestimmten Mindestzahl von Mensuren verlangt
- Fakultativ schlagend heißt, dass die Verbindung ihre Mitglieder zum Erlernen des Mensurfechtens (sog. Pauken) verpflichtet, ihnen das Fechten von Mensuren aber freistellt.
- Freischlagende Verbindungen erlauben ihren Mitgliedern das Fechten von Mensuren und pauken auf Wunsch auch ein, dies ist jedoch nicht verpflichtend
- Nichtschlagend sind Bünde, die dem Mensurfechten ablehnend gegenüberstehen, teilweise aus religiösen Gründen (Wingolf, CV, KV etc.) oder aus anderen Gründen.
Corps
Corps sind in der Regel pflichtschlagende, farbentragende Männerbünde. Kösener Corps (KSCV) lassen sich je nach Typ in verschiedene Kreise einteilen, die mit Farben bezeichnet werden:
- Blaue Corps entwickelten sich aus dem goldenen Kartell, also den Corps, die Gold in ihren Farben tragen. Sie legen besonderen Wert auf Etikette z.B. Corps Lusatia
- Weiße Corps: die Mitglieder entstammen großenteils historischem deutschen Adel und verschwägerten Familien.
- Schwarze Corps versuchen Bürgerlichkeit und Sparsamkeit zu leben. Die Mensur nimmt eine zentrale Rolle ein. z.B. Corps Thuringia
- Grüne Corps versuchen Helmuth von Moltkes (römischer) Devise zu folgen: „Mehr sein als scheinen.“ (umgangssprachlich: Schäbigkeitsprinzip)
Darüber hinaus bestehen beispielsweise das süddeutsche Kartell und ein „violetter Kreis“, sowie ein „goldener Kreis“. Viele Corps im KSCV sind kreisfrei, so zum Beispiel auch das Corps Saxonia Leipzig.
Burschenschaften
Nahezu allen Burschenschaften gemein ist das Bekenntnis zu den Prinzipien der Urburschenschaft von 1815.Die urburschenschaftlichen Ideale waren als Reaktion auf den Wiener Kongress die Gesamtheit aller Studierenden, das Christianum und die vaterländische Ideale (Einheitliches Deutschland, Befreiung von obrigkeitsstaatlichem Regime). Fast alle Burschenschaften sind farbentragend und (fakultativ) schlagend. Ausnahmen bilden dabei die sog. christlichen Burschenschaften, die wie der Wingolf das Fechten ablehnen. Sehr viele Burschenschaften tragen schwarz-rot-gold oder schwarz-weiß-rot als Farben, häufig als Variationen (z.B. violett-weiß-rot statt schwarz-weiß-rot der Leipziger Burschenschaft Dresdensia)
Im Laufe der Zeit entwickelten sich zwei große Richtungen innerhalb der burschenschaftlichen Szene: die germanische und die arminische. Die germanische Richtung verfolgte eine radikal-republikanische und nationale Linie, die arminische eine hochschulpolitische und freidenkerisch-liberale Linie. An vielen Hochschulorten Deutschlands bestehen immernoch verschiedene Burschenschaften Germania und Arminia – so auch in Leipzig.
Eine weitere Differenzierung gab es durch die Einteilung in Farben ähnlich wie bei den Corps, die die Ausrichtung wiedergeben. Man unterscheidet hauptsächlich rote und weiße Burschenschaften. Die roten Burschenschaften bezeichnen sich selbst als bodenständig und stellen die politische Bildung in den Vordergrund. Sie legen Wert auf einen tadellosen Lebenswandel und das Erziehungsprinzip einer Burschenschaft. Die Leipziger Burschenschaft Arminia war zeitweise Teil der roten Richtung. Die weißen Burschenschaften hingegen legen ihren Fokus auf ihr Auftreten und tadellose gesellschaftliche Umgangsformen legen und auch das Leben des Waffenstudententums wird mit Nachdruck vertreten. Unabhängig vom Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) ordnen sich Burschenschaften diesen Richtungen zu, beispielsweise betont die Burschenschaft Normannia zu Leipzig ihr weißes Prinzip.
Anrede anderer Verbindungen
Schreibt oder spricht man über andere Verbindungen, begrüßt sie bei Veranstaltungen oder schreibt sie an, so nutzt man besondere adjektive zur Beschreibung dieser.
Jüngere Verbindungen als die eigene bezeichnet man als verehrlich, ältere als sehr verehrlich. Für den Umgang mit Corps bestehen Ausnahmen: Corps, die nach dem Leipziger Wingolf gegründet wurden werden wohllöblich genannt, ältere Corps hochwohllöblich.
Beipiel: „An unserer Kneiptafel begrüße ich die Vertreter eines hochwohllöblichen Corps Thuringia, einer sehr verehrlichen (e.s.v.) Landsmannschaft Plavia-Arminia und einer verehrlichen (e.v.) Mädchenschaft Loreley Düsseldorf“
Achtung! Diese Regelgung gilt für den Leipziger Wingolf. Andere Verbindungen teilen die Adjektive z.T. anders zu (z.B. bezeichnet e.v. Münchener Wingolf alle Bruderverbindungen unabhängig ihres Alters als sehr verehrlich; gelegentlich ist die Bezeichnung sehr verehrlich unabhängig des Alters Kartell-, Waffen- oder Verbandsbrüdern vorbehalten)
Besonderheiten
Gelgentlich bilden sich im Umfeld von Burschenschaften und Corps sogenannte Pennälerverbindungen, also Verbindungen von Schülern.
Da in den Semesterferien in der Regel keine regulären Verbindungsveranstaltungen stattfinden, bildeten sich sog. Ferialverbindungen, die für den Spaß in den Ferien sorgen sollen.