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Allgemeine Korporationsgeschichte


Die ersten Universitätsgründungen erfolgten im 12. Jahrhundert nach arabischem Vorbild. Neben den theologischen entwickelten sich juristische und medizinische Fakultäten. Bevor die Scholaren (Studenten) eintreten konnten, mussten sie die sieben freien Künste erlenen, welche unterteilt waren in das Trivum (Grammatik, Rhetorik und Dialektik) und das Quatrivium (Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie). Da diese Form von Bildung Universalgelehrte hervorbrachte, ergab sich der Begriff Universität (lat. universitas – allumfassend). Die erste Universität des Abendlandes gründete sich 1119 n. Chr. in Bologna. Die ältesten Universitäten im deutschen Reich waren die Universitäten Prag (1348), Wien (1365) und Heidelberg (1386). Als Vorbild nahmen sich die Universitäten die Universitäten in Italien, Frankreich und England. Die Lehrsprache an den mittelalterlichen Universitäten war Latein. Die heutigen Korporationen haben ihren Ursprung in mittelalterlichen studentischen Vereinigungen. Vor den heutigen Burschenschaften gab es 6 Vorformen. 

Nationes (12. Jahrhundert)

Eine Körperschaft, in denen sich Lehrende und Studenten gleicher Nationalität zusammenfanden. Grund für diesen Zusammenschluss war die sprachliche und kulturelle Gemeinsamkeit.

Bursen (15. Jahrhundert)

Jeder Student lebte in einer sogenannten Burse, die auf die deutschsprachigen Gebiete beschränkt waren. Dort lebten die Studenten in bestimmten Hausordnungen zusammen. Studenten in Burscen hießen Bursarius, woraus sich später die Bezeichnung Bursch entwickelte. Die jüngeren Studenten wurden als Fuchs bezeichnet, was ein Hinweis auf die fuchsgleiche Schlauheit sein sollte. Durch Humanismus und Reformation wurden die Bursen verdrängt, da sich jeder Student seine Wohnung frei wählen konnte.

Landsmannschaftliche Vereinigungen (1. Hälfte des 17. Jahrhunderts/ Societas Nationales)

Sie zeichneten sich durch Farbentragen der Landesfarben durch die Mitglieder aus, aus denen das Couleurwesen hervorging. Die Dialektik war so ausgeprägt, dass sich Deutsche aus verschiedenen Regionen kaum verständigen konnten. Ältere Mitglieder hießen Schoristen, die jüngeren Pennalen. Diese Art der Vereinigungen wurden durch den Regensburger Reichstag verboten, um dem Nationalismus entgegenzuwirken.

Landsmannschaften (Anfang 18. Jahrhundert)

Angehörige der Landsmannschaften (v.l.) Westphalinger, Hannoveraner, Braunschweiger und Holsteiner; Stammbuch Rupstein 1773 (StadtAGö)

Im Gegensatz zu den vorangegangenen Formen hatten die Landsmannschaften feste Umgangsformen,  man entlehnte viele Ausdrücke aus dem Französischen, z.B. Chargierte, Comment,… Die Chargierten verwalteten die Angelegenheiten und wachten über den Comment. Die französische Etikette verfeinerte die Form, die Lebensgemeinschaft entsprach weitgehend den Vorstufen 

Orden (Mitte 18. Jahrhundert)

Besonderheit der Orden war, dass die Studenten unabhängig von ihrer Nationalität aufgrund persönlicher Zuneigung aufnahmen und über das Studium hinaus verbinden blieben, so entstand das Lebensbundprinzip. Die Orden existierten simultan zu den Landsmannschaften, während die anderen Vorstufen nicht mehr existierten. Geheimsymbole wie das X für den Sprecher und Zirkel wurden eingeführt. 1793 erklären die Regensburger Reichsstände des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, dass studentische Zusammenschlüsse für immer verboten sein werden.

Corps (Ende 18. Jahrhundert)

Es gab keine landsmannschaftliche Zugehörigkeit, sondern man schloss sich aufgrund einer gemeinsamen Weltanschauung zusammen und blieb der Gemeinschaft ein Leben lang verbunden. Wichtigstes Merkmal war die Bereitschaft, für sein Corps mit der Waffe einzustehen.

Burschenschaften (Anfang 19. Jahrhundert)

Wartburgfest: Zug der Studenten auf die Wartburg 1817

Die Corps hielten sich während der Freiheitskriege gegen Napoleon Anfang des 19. Jahrhunderts in Bezug auf nationalstaatliche Ideale zurück. Da viele deutsche Studenten nationalstaatliche Interessen verfolgten, bildeten sich politisch klar positionierte Burschenschaften. Angehörige des Lützower Freicorps gründeten 1815 in Jena die erste Burschenschaft, als Farben wählten sie schwarz-rot-gold. Schwarz war die Farbe der Mäntel der Lützower Jäger, rot die Farbe der Manschetten und gold die Farbe der Knöpfe.   

Am 18.10.1817 trafen sich die deutschen Burschenschaften zur 300-Jahr-Feier der Reformation. Es trafen sich dort 500 Studenten von 12 Universitäten. Zum Wartburgfest 1818 fand die förmliche Stiftung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft statt. Die allgemeinen Grundsätze der Deutschen Burschenschaft waren Einheit, Freiheit und Gleichheit aller deutschen Burschen und die christliche Ausbildung der geistigen und körperlichen Kräfte zum Dienst am Vaterland. Die Burschenschaften vermochten die übrigen Verbindungsformen nicht zu verdrängen. 1819 wurden die Burschenschaften durch die Karlsbader Beschlüsse verboten, um ihren nationalstaatlichen Bestrebungen entgegenzuwirken. Erst nach dem Revolutionsjahr 1848 erhielten die Burschenschaften wieder Versammlungs- und Vereinsfreiheit und schlossen sich 1850 zum Allgemeinen Deutschen Studentenbund zusammen. Nach der gescheiterten Revolution von 1848 legten die Burschenschaften ihre demokratische Gewinnung ab und wurden monarchistisch. Die christliche Gesinnung ging verloren und so wurde aus „Gott, Freiheit, Vaterland“ schließlich „Ehre, Freiheit, Vaterland.“

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