Ein kleiner Rückblick aus Sicht eines Aktiven
Am vergangenen langen Himmelfahrtswochenende war es nach 2 Jahren endlich wieder soweit: Unsere Aktivitas machte sich auf nach Thüringen um das 79. Wartburgfest in Eisenach gebührend zu feiern. Für einige von uns begann die Reise schon am Mittwoch als sie sich nach Wasungen zur Kneipe, ausgerichtet bei Philister Enzian und maßgeblich gestaltet von den Bundesbrüdern e.s.v. Arminia Dorpatensis aus Tartu (Estland), begaben und einen sehr schönen Abend mit estnischem und deutschem Liedgut verlebten. Der Rest folgte dann am Himmelfahrtstag selbst, an dem wir mit 100 km/h und dem Besten aus klassischer Musik, Marschmusik und Popularmusik von heute, vollbepackt mit Gepäck und Couleur über die Autobahnen Mitteldeutschlands schipperten und uns auf die komplett neue Festfolge vorbereiteten, die dem Spaß jedoch keinerlei Abbruch tun sollte.
Nach Ankunft in unserer Unterkunft, der Jugendbildungsstätte Junker Jörg, die Berichten zufolge der „traditionellen Unterkunft“ (Pension Kilian) bei weitem vorzuziehen sei, trennte sich die frisch vereinte Aktivitas wieder, denn die Chargierten mussten den Weg in die Nicolaikirche antreten um am Chargiertenconvent (CC) teilzunehmen und in stundenlanger Beratung nicht nur Anpassungen der Satzung in Fragen etwa nach der Verankerung des Männerbundes oder des Taufprinzips zu diskutieren, sondern auch den ersten Vorstand des Wingolfbundes statt eines Vorortes zu wählen. So soll die Arbeit auf viele verschiedene Köpfe verteilt werden, um die Arbeit als Bundescharge attraktiver und studienverträglicher zu machen. Ob das klappt, wird die Zeit zeigen – wir wünschen allen Gewählten jedenfalls eine glückliche Hand beim Leiten unseres Bundes.
Während die Chargia sich also auf dem CC vergnügte, beschlossen die verbleibenden Aktiven der, neben Martin Luther, zweiten bedeutenden Persönlichkeit Eisenachs, Johann Sebastian Bach, sowohl musikalisch als auch auf seinen tatsächlichen Spuren im Bachhaus zu folgen. Für einen überraschend hohen Eintrittspreis wurde nicht nur die Lebensgeschichte in Bachs Geburtshaus aufbereitet, sondern es wurden auch historische Instrumente, wie etwa Hausorgeln oder antike Cembali, vorgeführt und das Werk Bachs im modernen Anbau durch Videos, Lehrfilme und Hörproben in vielfältiger Weise dargelegt.
Der Abend klang im Couleurlokal „Am Storchenturm“ aus, wo wir neben Bier und Bratwurst vor allem auch die Gesellschaft mit den Brüdern aus dem Bunde genießen konnten und von tiefgründigen Gesprächen bis spaßige Unterhaltungen alles zu finden war.
Der Freitag stand zunächst ganz im Zeichen des Gedenkens an die verstorbenen Wingolfiten. Der Tag begann mit der Busfahrt in die Gedenkstätte des KZ Buchenwald, in der vor allem dem als „Prediger von Buchenwald“ bekannt gewordenen Wingolfiten Paul Schneider gedacht wurde, aber auch ausführliche Vorträge, unter anderem vom Leiter der Gedenkstätte Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, gehört wurden. Zu ausführlich, wie die in der Unterkunft wartende Chargia empfand, denn diese musste sich für das folgende Totengedenken und den Aufzug der Chargierten zum Wingolfsdenkmal oberhalb des Eisenacher Marktes in Schale werfen – der Schlüssel zum Wagen, in dem sich entscheidende Teile des Vollwichses befanden, war allerdings noch auf dem Rückweg aus Richtung Weimar. Dennoch schafften wir es noch rechtzeitig uns auf dem Markt vor der Georgenkirche einzufinden um dann, nach Alter der Mitgliedsverbindungen sortiert, den Berg zum Wingolfsdenkmal erklimmen zu können und den Toten, insbesondere denen der Kriege von 1870-1871 und den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts zu gedenken. Begleitet wurden das Gedenken und die Kranzniederlegung mit Gesang und Kammermusik von Telemann und Bach.
Im Anschluss daran bewegten wir uns langsam aber sicher in Richtung der Werner-Aßmann-Halle, natürlich nicht ohne unterwegs den Durst einiger nach Aperol Spritz zu stillen. Nach Stärkung mit Bratwurst und Steak und dem Begrüßen der angereisten Philister konnte dann der Festkommers an traditioneller Stätte nach dem Einzug der Chargierten zu Johann Strauss‘ „Radetzky-Marsch“ vom Präsidium, bestehend aus der Bundeschargia und den Chargierten der Mitgliedsverbindungen, angeschlagen werden. Der Festkommers war ein kurzweiliges Vergnügen, das alle erwartbaren Elemente, wie etwa die „Argentina“ zum Gedenken an die vertagten Wingolfsverbindungen, das Bundeslied, die Hymnen Deutschlands, Österreichs, Estlands und Europas sowie das „Bonner Lied“ für Bonn als ausrichtenden Vorort enthielt. Neben fröhlichem Gesang durfte auch das gesprochene Wort nicht zu kurz kommen: so ließ es sich beispielsweise der Vorsitzende des VAW (Verband Alter Wingolfiten) Dr. Thomas Fischer nicht nehmen, ein beinahe abendfüllendes Grußwort zu halten und so dem Festredner Fbr. Prof. Raimund Lang, der humorvoll, pointiert aber auch mit kritischen Tönen über den Umgang mit studentischem Liedgut sprach, Konkurrenz zu machen. Auf den kurz nach 23 Uhr abgeschlagenen Festkommers folgte dann noch in weniger formellen Runde die Burschenfeier im Augustinerkeller unter Leitung e.s.v. Erlangener Wingolfs.
Während sich am folgenden Morgen die sportlich begeisterten Verbindungen auf dem Fußballplatz im Turnier gegenüberstanden und die Festveranstaltung anlässlich „150 Jahre Wingolfsblätter“ im Stadtschloss stattfand, bereitete sich unsere Aktivitas auf die anstehende Ernste Feier in der Georgenkirche (Taufkirche Johann Sebastian Bachs und Wirkungsort Martin Luthers) unter Leitung von Pfr. Ingo Janzen und Jan-Thies Feußner vor, bis es im Anschluss daran galt den Aufstieg zur Wartburg zu meistern. Der Festakt, der dieses Jahr durch die verrutschte Festfolge am Ende des Wartburgfestes gelegen war, konnte bei herrlichstem Sonnenschein durchgeführt werden. Nach Absingung des Cantus „Großer Gott wir loben dich“ zogen die Chargen samt Fahnenfüxen in den Innenhof der Wartburg ein, wo das Publikum bereits auf sie wartete. Neben Reden des Bundes-x und einer inhaltlich nicht ganz stimmigen Rede seiner königlichen Hoheit Michael-Benedikt von Sachsen-Weimar-Eisenach durfte auch ein erneutes Grußwort des VAW-Vorsitzenden nicht zu kurz ausfallen. Zwischen den Reden schallte es Klassiker des studentischen Liedgutes, wie etwa „Gaudeamus igitur“ und „Oh alte Burschen Herrlichkeit“ und unser Bundeslied „Es steht auf festem Grunde“ aus den Kehlen der Anwesenden, die dabei von einem Streichorchester aus Jena begleitet wurden. Der darauffolgende Abend klang erneut in feuchtfröhlicher Runde in den Couleurlokalen der Stadt und dem Garten der Unterkunft aus.
Am Sonntagmorgen machten wir uns dann auf zu den angekündigten Gottesdiensten in Georgenkirche und Kirche St. Elisabeth, bevor wir uns dann doch alle beim evangelischen Gottesdienst wiederfanden, da in der Kirche St. Elisabeth außer einer Chorprobe zur angegebenen Startzeit nichts stattfand. So lauschten wir gemeinsam den Stimmen des Wartburg College Choir aus Waverly, IA, die den Gottesdienst musikalisch ergänzten und den geistreichen Worten des Pfarrers Stephan Köhler.
Der Dank für die Organisation des gelungenen Wartburgfestes gebührt dem Vorort und allen anderen Mitwirkenden.
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